Zwischen Lernen und Leben
Wie Zeit zu einem Geschenk wird
10/30/20253 min read


Hin und wieder fragen mich Leute, wie ich es eigentlich schaffe, zwischen Schule und Universität zu jonglieren. Ob das nicht zu viel sei. Ob ich mehr Zeit hätte als alle anderen.
Die ehrliche Antwort: Nein, ich habe keine Extra-Stunden am Tag – aber ich sehe Zeit anders.
Was andere vielleicht als zeitraubend oder gar unmöglich empfinden, ist für mich eine Leidenschaft. Ich glaube fest daran, dass Dinge erst dann unmöglich sind, wenn man sie selbst für unmöglich hält. Diese Einstellung ist entscheidend. Wenn es bereits Menschen gegeben hat, die ähnliche Wege gegangen sind, dann ist der Beweis doch schon erbracht: Es ist machbar. Und selbst wenn nicht – warum sollte man es nicht versuchen und selbst zum Beispiel werden?
Komfortzonen und Wachstum
Viele Menschen scheitern nicht an mangelnden Fähigkeiten, sondern an der eigenen Komfortzone. Sie bleiben dort, wo es bequem ist, wo man keine Fehler macht und keine Risiken eingeht. Doch genau dort passiert auch nichts Neues.
Ich habe gelernt, dass Wachstum immer dann beginnt, wenn man sich traut, Ungewohntes zu tun – wenn man sich selbst herausfordert und die Grenzen des Gewohnten übertritt.
Perfektionismus als Stolperfalle
Ich selbst war nie besonders perfektionistisch, aber mit der Zeit habe ich durch meine Mitmenschen gesehen, wie sehr Perfektionismus einem im Weg stehen kann. Der Anspruch, alles bis ins letzte Detail richtig machen zu wollen, kann lähmen. Manchmal führt er dazu, dass man Projekte nie beginnt oder nie abschließt, weil sie vermeintlich „noch nicht gut genug“ sind.
Doch genau das ist der Punkt: Dinge müssen nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein. Oft entwickeln sie sich erst im Tun, durch Feedback und Erfahrung.
Kritik anzunehmen mag nicht immer angenehm sein, aber sie ist ein Geschenk, das uns hilft, zu wachsen. Ebenso wichtig ist es, zugeben zu können, dass man etwas nicht weiß – niemand weiß alles, und das ist völlig normal. Manche verstecken ihr Nichtwissen hinter Fassade oder Floskeln, doch das wirkt selten authentisch. Echtheit bedeutet für mich, sich das Lernen zu erlauben – offen, neugierig und ohne Angst, Fehler zu machen.
Lernen als gesellschaftlicher Beitrag
Für mich ist sowohl die Schule als auch meine akademische Arbeit mehr als nur persönliche Weiterbildung. Ich sehe darin einen gesellschaftlichen Beitrag. Wissen zu erwerben, zu teilen und umzusetzen, schafft Mehrwert – nicht nur für mich, sondern auch für andere.
Nur wenn ich mich selbst weiterentwickle, bleibe ich lebendig, neugierig und inspiriert – und kann wiederum andere inspirieren. Ich glaube, genau das ist es, was Erfüllung wirklich bedeutet: nicht nur für sich selbst zu lernen, sondern damit auch einen positiven Impuls in die Welt zu geben.
Zeit ist ein Geschenk
Zeit ist das wertvollste Gut, das wir besitzen – und gleichzeitig das, was wir am häufigsten verschwenden. Jeder Tag hat 24 Stunden, und doch scheint es oft, als würden sie uns durch die Finger gleiten.
Ich habe gelernt, die Zeit bewusst wahrzunehmen – auch die kleinen Momente zwischen den großen Aufgaben. Manchmal sind es nur fünf Minuten zwischen zwei Terminen, auf dem Weg zur Bahn oder beim Warten auf etwas. Diese kleinen Zeitfenster summieren sich, und sie sind unglaublich wertvoll.
Wenn man anfängt, die Zeit aktiv zu „jonglieren“, merkt man plötzlich, wie viel man eigentlich schaffen kann – nicht, weil man mehr Stunden hat, sondern weil man die vorhandenen besser nutzt.
Früh aufstehen – ein unterschätzter Schlüssel
Nach außen hin mag es vielleicht so wirken, als hätte man keine Zeit mehr für andere Dinge. Doch das ist ein Irrtum. Vieles hängt davon ab, wie man seine Zeit strukturiert – und wie bereit man ist, Gewohnheiten zu hinterfragen.
Ich frage mich oft: Wie viele Stunden verbringe ich wirklich mit Schlaf? Bin ich bereit, auch einmal früh aufzustehen, um Dinge zu erledigen?
Gerade die Stunden, bevor die Sonne aufgeht, wenn alles noch still ist und die Welt schläft, sind für meines Erachtens die produktivsten. In dieser Ruhe kann man ungestört denken, planen und handeln. Und ehe man sich versieht, ist vieles geschafft – während der Tag gerade erst beginnt. Es ist ein befreiendes Gefühl, schon am Morgen das Wesentliche erledigt zu haben und mit Klarheit in den Tag zu starten.
Gedanken zum Schluss
Zeit ist nichts, das man besitzen oder festhalten kann – aber man kann entscheiden, wie man sie nutzt. Wer lernt, sie bewusst zu gestalten, erkennt, dass es nicht darum geht, möglichst viel zu schaffen, sondern das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.
Dazu gehört auch, Perfektionismus beiseitezulegen – nicht im Sinne von Nachlässigkeit, sondern im Vertrauen darauf, dass Dinge wachsen dürfen. Wer handelt, statt ewig zu feilen, kommt voran.
Gleichzeitig bedeutet bewusster Umgang mit Zeit auch, über sich selbst hinauszudenken. Bei allem, was man tut, kann man den gesellschaftlichen Mehrwert mitbedenken: Wie trägt das, was ich tue, zum Ganzen bei? Wie kann mein Lernen, mein Engagement oder meine Disziplin anderen zugutekommen?
Es geht darum, mit Leidenschaft, Klarheit und Mut im Moment zu sein – zu lernen, zu leben, zu hinterfragen und zugleich Verantwortung zu übernehmen. Denn wer die eigene Zeit wertschätzt, sie sinnvoll nutzt und damit auch etwas für andere bewegt, findet darin nicht nur Zufriedenheit, sondern echten Sinn.